Review: CeBIT 2008

Achtung, diesen Beitrag schrieb ich vor über 16 Jahren. Beachte, dass sich in der Zeit viel geändert haben kann und wird! Nicht alles lässt sich immer noch so anwenden, manches passt auch gar nicht mehr.

Wenn ein er eine Reise tut…

Freitag war es soweit, nach der Arbeit schnell durch die Stadt gegurkt zur Mitfahrgelegenheit und dann auf schnellstem Wege nach Hannover.

Denkste! Ein BWLer der mit Navi und TMC fährt, muss noch lange nicht dem Navi vertrauen. TMC steht für Traffic Message Channel und ist ein Service über den Navis aktuelle Verkehrsdaten per Radio-Frequenz empfangen können und so eine Stauumfahrung berechnen. Nachdem ich mir also eine unfreiwillige Ansammlung von Autos ansehen durfte bin ich auch irgendwann in Hannover angekommen. Dort nahmen mich die Gräfin und der Unruheherd schon in Empfang. Zur Reaktivierung der Lebensenergien gab es sofort lecker Schnitzel in schier unendlicher Anzahl. Vielen Dank dazu an die Logistik- und Küchenchefin.

Um Strom zu sparen gibt es bei Computern Standby- und Suspendmöglichkeiten. Als energiebewußter Informatiker hat mein Körper natürlich die selben Möglichkeiten. Dank bester Treiberunterstützung versetzte ich mich in Suspend-to-Bed. Das einzige was noch zu hören war, war ein monotones Sägen. Das wird hoffentlich in einer der nächsten Versionen von BodyOS gefixt.

Voller Elan und Energie, gestärkt durch ein opulentes Frühstück ging es samt Proviant und Kamera auf die Jagd nach der perfekten Messe. Die Straßenbahnen waren voll wie in Tokio zur Rush-Hour oder wie der Obsthändler in Karl-Marx-Stadt. wenn Bananen geliefert wurden.

Um mögliche Verfolger abzuschütteln haben wir uns getrennt in den Straßenbahnen zur Messe begeben. Dort angekommen beteten wir für all die armen Autofahrer die trotz Erweiterung des Messechnellwegs auf 6 Spuren nicht voran kamen.

Der Menschenandrang war wie gewohnt immens. Da frage ich mich immer wieder was manche Menschen auf der CeBIT suchen.

Schnell den PDA gezückt und geschaut wo es als erstes hin gehen soll. Gleich zu Anfang in Halle 2 gab es verzückte Ahh- und Ohh-Ausrufe der Anwesenden. Es war einiges Interessantes zu sehen und so Große wie z.B. IBM erwarteten einen. Der Publikumsverkehr blieb hinter den Erwartungen zurück. Dies war allerdings auch verständlich. Es waren schließlich Aussteller die es eher auf kaufkräftige Firmen abgesehen hatten als auf den gemeinen User.

Für mich persönlich gab es wenig auf der CeBIT was ich als lohnenswert empfunden hätte. So schlenderten wir Drei über das Messegelände, immer auf der Suche nach der Innovation. In Halle 2 bei Sun habe ich dem Unruheherd erst mal zu einem gratis Solaris verholfen.

Wer dem Windows-Stadium entwachsen ist, sollte auch mal Alternativen testen. Da Linux schon läuft, FreeBSD der nächste Kandidat ist, da darf ein Solaris nicht fehlen. Meter um Meter legten wir inner- und außerhalb der Hallen zurück.

Die Telekom musste wie immer mit einem riesigen Stand aufwarten, die verteilten Werbegeschenke bzw. Gewinne entbehrten aber jeder Logik. Es gab Schwimmbretter zu gewinnen. Farblich passte es diesmal nicht zum rosa Riesen, waren die Bretter doch blau. Wer braucht allerdings ein Schwimmbrett auf der CeBIT oder gar zu Hause? Handelt es sich hier vielleicht um einen versteckten Hinweis auf (Web-)Surfen? Man weiß es nicht.

Ähnlich qualitätiv waren die Gewinne bei Avira. Nach einem Dreh des einarmigen Banditen, neudeutsch Slotmaschine, gewann man entweder eine Mini-CD mit Antivir in der Freeware-Version, eine Fliegenklatsche oder aber einen roten Miniregenschirm. Glücklicherweise ist der Virenscanner nicht an die Qualität des Schirms angeglichen. Sonst würden Viren leichtes Spiel haben. Nach einmaliger Benutzung des Schirms waren schon die ersten Streben verbogen. Insgesamt hat man bei diesem Alugefrickel schnell Angst das ein laues Lüftchen alles entzwei bricht.

Kennt jemand von euch Nabaztag? Der sprechende, Ohren-wackelnde Wlan-Hase. Sollte die Firma Flying Dog mal in Finanznöte gerate, verkauft euer Logo doch an Apple. Die sollen dann eine Mischung aus Nabaztag und dem Aibo bauen, mit dem Schwanz als Wlan-Antenne.

Wer ein wenig hinsichtlich des mobile Computing auf dem Laufenden ist, hat von dem EeePC gehört. Der Laptop von Asus der sich durch Minimalismus auszeichnet. Niedriger Preis (299€), niedriges Gewicht (920g) und er passt in Frauenhandtaschen oder aber in (ausgebeulte) Hosentaschen. Keinesfals minimalistisch ist allerdings der Useability-Faktor und die Mobilität.

Der Andrang bei Asus war gigantisch. Zum Einen wollten Mainboards und allerlei anderes bestaunt werden, zum Anderen stand der EeePC bereit. Leider waren die Exemplare, die ich gesehen habe, ihrem Linux beraubt und haben dafür ein Windows eingepflanzt bekommen.

Problematisch ist hier nicht nur der erhöhte Ressourcenverbrauch sondern auch die Grafik. Windows kann mit den 800×480 Pixeln des EeePC nichts anfangen und stellt 800×600 Pixel ein. Somit stellt Windows nur ein Teil der Ausgabe auf dem Bildschirm dar, der Rest ist virtuell und scrollt. Ein absolutes no-go! Die Tastatur ist natürlich auch geschrumpft und um vieles kleiner als bei „normalen“ Laptops. Trotzdem lässt sich erstaunlich gut damit tippen. Das anfängliche Wurstfingersyndrom, das einen beim Blindschreiben befällt, verschwindet schnell wieder.

Die Halle mit dem gefühlt niedrigsten Andrang war die Neun. Dort war die Forschung und Entwicklung beheimatet. Hat den niemand interesse wo es mit der Technik hin geht oder wollen die Jüngeren unter uns nicht aktiv dran Teilhaben?

Nachdem ich schon in der c´t 6/08 über die aktuellen Möglichkeiten IPv6 zu nutzen gelesen habe, wollte ich es direkt erfahren und bin zu IBM die in der Neun unter anderem, IPv6 angepriesen haben. War ein sehr interessantes Gespräch. Das die v4-IPs begrenzter Verfügbar sind als fossile Brennstoffe war mir schon bewusst. Somit wird IPv6 sprunghaft Verbreitung finden wenn z.B. jeder Chinese online gehen möchte oder ab jetzt Kühlschränke mit dem Internet verbunden werden sollen. Was mir aber neu war, war die Tatsache, das es Bestrebungen der Bundesregierung gibt, auf v6 umzusteigen. Die Vorteile waren bei Rechnern und Servern hinter einem Router gegeben. Näheres findet ihr z.B. bei Wikipedia, das würde hier zu weit gehen.

Eine Aussage des IBMlers kann ich allerdings nicht teilen. Seiner Meinung nach benötigt die Bundeswehr am dringendsten v6. Der Grund soll der Soldat der Zukunft sein.

Splitterschutzwesten, Waffen, Helme, all das soll Allways-on sein. Als eine Person die ihren Dienst an der Waffe geleistet hat, weiß ich, das es weniger auf die neuste, tolle Technik ankommt als auf Zuverlässigkeit. Ich möchte kein Gewehr in den Händen halten, das bei einem Blick durch die Visiereinrichtung einen Bluescreen zeigt und dann rebootet. Wenn mein Leben ernsthaft in Gefahr ist, würde ich mich eher auf ein in die Jahre gekommenes, mechanisches Gewehr verlassen als auf Elektro-Gedöhns. Das sage ich als ein sehr technikafiner Informatiker der Innovationen offen gegenüber steht. Nicht umsonst ist die AK47 die beliebteste Waffe bei Armeen, Paramilitärs, Terroristen und Kriminellen.

Nur Mechanik aber (fast) unzerstörbar!

Nach vielen Hallen wollten der Unruheherd und ich endlich die Blackbox (MD 20) von Sun sehen. Wir hatten uns zwar die Standnummer heraus gesucht aber der fortschreitende Verfall löschte diese Info wieder aus unseren Köpfen. Ein glücklicher Umstand wie sich herausstellen sollte. Zum Leidwesen der Gräfin waren wir gerade am anderen Ende des Hannoveraner Messegeländes. Wieder in Halle Zwei bei Sun suchte ich nach einem passenden Ansprechpartner. Leider waren alle beschäftigt da auch andere Messebesucher Interesse hatten.

Doch ich fand einen „Sunny-Boy“ und bin zielstrebig auf ihn zu maschiert, mein Anhang im Schlepptau. „Denn kenn ich irgendwo her“ sagte ich Gräfin während ich mich noch „hinterrücks“ näherte. Einmal angesprochen war mir klar woher ich ihn kannte. Erst hat die Stimme und dann auch das Namensschild Constantin Gonzales verraten.

Während er mir mit bedauern erklärte die Blackbox leider schon geschlossen ist, näherte sich ein zweiter Systemheld, Rolf Kersten. Dieser hat unsere T-Shirts bemerkt. Alles Drei Sun-Shirts. Er witzelte:“Ahh, der Sun-Fanclub“ ist da. Ich musste ihn enttäuschen, wir waren der Systemhelden-Podcast-Fanclub 😉

Als Gräfin sich als solche zu erkennen gab und ich mich ebenfalls, erinnerte man sich sofort an uns, inklusive unserer Klarnamen. Dies alleine beeindruckte mich schon sehr. Schließlich haben die Zwei jeden Tag mit unzähligen Leuten zu tun, erinnern sich aber sofort an uns. Rolf fragte noch nach unserer T-Shirtgröße und verschwand, um gleich darauf mit drei formschönen Systemhelden-Shirts wieder zu erscheinen. Schließlich sollten wir auch standesgemäß gekleidet sein. Ich weiß garnicht mehr wer von Beiden die VIP-Tickets erwähnte, die wir hätten anfordern können. Mit einem breiten Grinsen antwortete ich das wir das getan haben.

Wir fleißigen Wandersleut begaben uns wieder aus der Halle zwei heraus zur Blackbox. So langsam kamen wir uns vor wie Asterix und Obelix während ihrem Versuch Passierschein A38 zu erhalten.

Endlich an der Blackbox angelangt, sahen wir das Objekt unserer Begierde zwar nur von Außen aber es war doch schon interessant ein komplettes Rechenzentrum auf einem LKW zu sehen.

Hier und da schauten wir uns noch ein paar Stände an, hofften bei dem Linux-Magazin einen Tux zu gewinnen, da Gräfin den ja sooooo süß findet. Gewonnen hat dann doch eine andere Dame, vom Typ her Mitglied im Verein alternativer Dinkelesser 😉

Aber auch der nicht gewonnene Tux konnte unsere Laune nicht Trüben. Der Messetag ging seinem Ende entgegen. Die Uhr zeigte kurz vor sechs Uhr, die Hallen leerten sich. Gräfin und Unruheherd setzten sich an den Rand und unterhielten sich schon einmal welche Soße sie zu ihrer Ente haben wollen die wir im Anschluss an die CeBIT beim örtlichen Chinesen verspeisen wollten.

Meine Wenigkeit begab sich zu einem weiteren Stand von IBM und schaute sich hier und da um, als auf einmal ein IBM-Mitarbeiter auf mich zu kam. „Na das nenn ich mal mutig“, ich fragte mich was er mir damit sagen wollte, mein Gesicht drückte auch nur ein Fragezeichen aus. Somit bekam ich auch prompt die Erklärung. Ich hatte es mich gewagt mit einem Sun-Shirt den IBM-Stand zu betreten. Eine Antwort blieb ich dem IBMler nicht schuldig. „Bekomme ich ein IBM-Shirt, ziehe ich das natürlich sofort an“. Gut, die Aussage entsprach nicht ganz der Wahrheit aber man kann es ja mal versuchen. Nachdem ich den guten Mann davon überzeugt habe, das ich mich in meiner Kleidungsauswahl nicht beeinflussen lasse, meinte er ja, ich könnte auch IBM-Software auf einem Sun-Rechner laufen lassen. Ob ich das will?

So, nun bin ich geschwind zu meinem Anhang zurück, es war 18 Uhr. Gemeinsam setzten wir uns gegenüber von Sun auf ein paar gemütliche Hocker und warteten die Ansprache an die Sun-Mitarbeiter ab, denen für ihre Arbeit auf der Messe gedankt wurde. Gräfin war noch ein wenig skeptisch ob wir nun wirklich Champagner schlürfen gehen sollten. Schließlich waren alle in edlem Zwirn unterwegs. Die Herren alle in Anzügen und die Damen ebenso business-like. Nach ein wenig Überzeugungsarbeit haben wir uns dann doch auf die Treppe zur VIP-Party begeben.

Oben angekommen kamen wir uns alle Drei doch underdressed vor. Drei Menschen in Jeans und Sun-Shirts im Gegensatz zu all den anderen Anzugträgern sahen doch ganz schön bescheuert aus.

Einige prüfende Blicke der Anwesenden später brachte uns dazu uns ein wenig abseits an einen freien Tisch zu setzen. Die eigens für diesen Abend (ihrer Aussage nach) eingeflogenen Sombrero-Rocker 😉 sorgten aber dafür das der Blick schnell wieder zu ihnen und dem Catering ging.

Kaum saßen wir in aller Ruhe kam Rolf auf uns zu und fragte ob wir etwas trinken möchten. Er selbst hatte gerade ein Corona in der Hand. Wir stimmten ihm zu nun auch ein Corona vertragen zu können. Gräfin war überrascht das man die Limette in die Flasche steckte. Macht sich nun mal einfacher beim Trinken. So saßen wir nun gemütlich zu Viert und unterhielten uns über alles mögliche. Abgelenkt wurden wir durch eine Dame des Catering die uns Salat in einem Taco servierte.

Wir kamen uns vor wie im Schlaraffenland. Kaum war der Salat alle wurden wir schon mit den nächsten Leckereien überhäuft. Salat, Chilli, Tortilla Chips mit Dip, Mozarella-Sticks, Garnellen eingewickelt in Kartoffelschnüren, Reisröllchen im Teigmantel, Jalapenos im Knuspermantel gefüllt mit Frischkäse, Canapes und Pudding mit frischen Früchten. All das haben wir uns schmecken lassen. An Getränken hätten wir auch eine Menge haben können, darunter auch der beworbene Champagner. Gräfin hat allerdings diese Gelegenheit verpasst, wir haben uns auf Corona, Cocktails, Veltins und Cola beschränkt.

Zwischenzeitlich ist Constantin auch wieder zu uns gestoßen. Die VIP-Karten besagten, wir können in der Zeit zwischen 18 und 20 Uhr auf die VIP-Party. Nur schien das keiner zu wissen. Wir saßen eine gefühlte Ewigkeit die aber absolut nicht langweilig war. Wir haben uns blendend mit Constantin und Rolf verstanden, unsere Themen beschränkten sich nicht nur auf die Technik. Klar fragte ich Rolf zu seinen Erfahrungen mit dem EeePC aus und Constantin musste uns Rede und Antwort zu dem Podcast stehen doch kamen wir auch auf Dinge wie Schokolade, Mezcal, Kochen und Musik zu sprechen.

Kurz nach 21 Uhr verließ Rolf dann die illustre Runde, der Streß der Messe forderte seinen Tribut. Constantin hat sich noch blendend mit uns unterhalten. Was uns drei Besucher ein wenig verwunderte, war der Musikgeschmack von Constantin. Man kann es grob mit „Dunkel mit elektronischem Einschlag“ (O-Ton Gräfin) beschreiben. Auf jeden Fall nichts mit dem wir bei dem doch seriösen Auftritt gerechnet hätten. Da sieht man mal wieder das der erste Eindruck ganz schön täuschen kann.

In dem Gespräch mit den beiden Systemhelden haben wir interessante Einblicke hinter die Kulissen des Podcasts und der Systemhelden-Community bekommen. Eine Einladung in das Sendestudio folgte auch. Vielleicht werden wir ja mal zu hören sein, auf jeden Fall werden wir Streuselkuchen vorbei bringen.

Denn wir müssen uns bei den Beiden bedanken. So viel Aufmerksamkeit und Entgegenkommen gab es meiner Erfahrung nach sonst nirgends. Ich war schon auf der einen oder anderen CeBIT-Party, teils als reiner Gast aber auch als Mitarbeiter von Ausstellern. Bisher gab es nichts was vergleichbar wäre.

Bevor mit jetzt irgend jemand vorwirft, Sun bezahlt mich für diesen Betrag: Nein, das tun sie nicht. Ich bin einfach persönlich sehr beeindruckt was man mit Engagement (und ein wenig Kleingeld) auf die Beine stellen kann. Im Gegensatz zu anderen großen Herstellern wird man bei Sun nicht müde belächelt wenn man nicht mit den Taschen voller Geld an die Tür klopft und um Einlass bittet. Es ist einfach ein gewisses Flair vorhanden, eine Art große Familie.

Somit endete unser Messetag voller toller Eindrücke um wir hatten auch zwei nette Freundschaften geschlossen. Danke an Rolf und Constantin für diesen unvergesslichen Abend.

Was ich noch am Rande erwähnen sollte, die Ente, die Gräfin, der Unruheherd und ich verputzen wollten blieb dann doch beim Chinesen. Wir waren absolut satt und kugelrund gefuttert.

Achtung, diesen Beitrag schrieb ich vor über 16 Jahren. Beachte, dass sich in der Zeit viel geändert haben kann und wird! Nicht alles lässt sich immer noch so anwenden, manches passt auch gar nicht mehr.

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